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Projekt

«Wir publizieren» nahm 2017 seinen Anfang in einer Kooperation der Hochschule für Künste Bremen (HfK) und der Hochschule der Künste Bern (HKB). Ausgehend von dem HfK-Projekt «Unter dem Radar – Unterground- und Selbstpublikationen 1965–1975», das kurz zuvor unter der Leitung von Jan-Frederik Bandel und Tania Prill zu einer viel beachteten Ausstellung an der Weserburg Bremen in den Räumlichkeiten des Artists’ Publication LAB und einer preisgekrönten Publikation der beiden gemeinsam mit Annette Gilbert bei Spector Books geführt hatte, wollten beide Hochschulen an dieses Themenfeld anknüpfen. Dabei erhielt das in Bremen an der HfK beheimatete «Archive of Independent Publishing AIP» in Bern ein Pendent, dass sich als Archiv unabhängiger Publikationen seit den 1960er Jahren mit Schwerpunkt Schweiz manifestierte.

Das so nicht zuletzt dank zahlreicher Schenkungen entstandene «Archive of Swiss Independent Periodical Publishing ASIPP», in dem sich Magazine von Jugendlichen, Designer*innen, Künstler*innen und Bewegten befinden, die alle nach Formen gesucht haben, wie Inhalte ohne professionellen Filter – also ohne an Vermittlung, Übersetzung oder Zielgruppen zu denken – ausgedrückt werden können, befindet sich heute an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. Beide Archive sind Mitglied im «International Network of Independent Publishing Archives INIPA». 

 

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Network

International Network of Independent Publishing Archives

Das «Archive of Swiss Independent Periodical Publishing ASIPP» ist Teil des International Network of Independent Publishing Archives.

Kooperationspartner

Archive of Swiss Independent Periodical Publishing (ASIPP), Zürcher Hochschule der Künste, ZHdK

Archive of Independent Publishing (AIP), Hochschule für Künste Bremen

Archiv für Alternativkultur, Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt-Universität zu Berlin

Beschreibung der Kooperation

Die Kooperation ist aus der Tagung «Wir diskutieren» (Kunsthalle Bern, 16.–17. Januar 2020) im Rahmen der Ausstellung «Wir publizieren – Redaktion, Gestaltung, Produktion und Distribution unabhängiger Magazinformate in der Schweiz seit 1960» (Kunsthalle Bern, 20. Dezember 2019–2. Februar 2020) hervorgegangen. Die Tagung erörterte das Phänomen des unabhängigen Publizierens anhand von Vorträgen, Diskussionen und Interventionen. Förderung der Archivierung und Erforschung von historischer und zeitgenössischer Alternativkultur anhand derer Publikationen.
 

Förderung des Austausches über archivarische Strategien und Praxen unter den Kooperationspartnern und der öffentlichen Verbreitung von Beständen und Wissen, zum Beispiel in Form von Ausstellungen, Konferenzen und Workshops.
 

Koordination von Aktivitäten unter den Kooperationspartnern.
 

Gemeinsames Kommunikationsmittel und Kalender zur Kommunikation der Aktivitäten der Kooperationspartner.
 

Austausch über und Entwicklung einer Strategie für die Digitalisierung und Zugänglichmachung der Bestände.
 

Koordination der Zusammenarbeit und Entwicklung von Forschungsschwerpunkten mit internationalen Forschungsinstituten.

 

Archive of Independent Publishing (AIP)

Das Archive of Independent Publishing (AIP) ist eine Sammlung deutscher und internationaler Underground- und Selbstpublikationen, die seit 2018 an der HfK Bremen beheimatet ist. Der Bestand von Hunderten von Heften, Broschüren und Büchern, die grösstenteils aus dem Zeitraum 1965–1975 stammen, steht der Nutzung durch Forschende, Studierende und Interessierte offen, richtet sich aber vor allem an Design- und Typografiestudierende. Der Wert dieser – oft politisch, inhaltlich und gestalterisch gleichermassen wilden – Publikationen für die Geschichte sozialer Bewegungen, politischer Protestformen und alternativer Lebensmodelle um und seit 1968 liegt auf der Hand. Dem AIP geht es aber vordringlich um andere (bzw. weiterführende) Fragen: Welche Bedeutung kommt Medien, Kommunikation, Gestaltung in diesen Lebensmodellen zu? Welche Vorgeschichte unserer heutigen analogen, digitalen, postdigitalen Mediennutzung lässt sich mit diesen Publikationen erzählen? Welche Bruch- und Traditionslinien im Grafikdesign und im Mediendenken sind darin zugespitzter als anderswo zu erkennen? Auf wessen Schultern steht das heutige Independent Publishing? Was kann es von den Amateuren, Fantasten und Rebellen der 1960er, 1970er Jahre lernen? Wie politisch ist Gestaltung? Und welche sozialen Vorstellungen artikulieren sich in ihr?
Das AIP ist hervorgegangen aus der Sammlung von Jan-Frederik Bandel und dem Projekt «Unter dem Radar. Underground- und Selbstpublikationen 1965–1975», das von der HfK Bremen, der Freien Universität Berlin und dem Zentrum für Künstlerpublikationen (Weserburg Bremen) getragen wurde. Es wird koordiniert von Tania Prill. Bei Spector Books (Leipzig) ist 2017 der Band «Unter dem Radar/Under the Radar» erschienen, weitere Publikationen des AIP werden ebenfalls dort veröffentlicht.

Kontakt: mail@taniaprill.com

Archiv für Alternativkultur

Das Archiv für Alternativkultur am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin wurde 1995 gegründet. Den Kern der Sammlung bildet der Nachlass des Literarischen Informationszentrums Josef Wintjes, der der Humboldt-Universität zu Forschungszwecken gestiftet wurde.

Das 1969 von Josef Wintjes (1947–1995) gegründete Informations- und Vertriebszentrum in Bottrop diente nicht nur dem Vertrieb von Alternativpresse, sondern verstand sich vor allem als Diskussionsforum für die unterschiedlichsten literarischen und politischen Gruppierungen. Wintjes und sein Informationszentrum verkörperten als Institution gleichzeitig auch die wichtigste Quelle der literarischen Alternativszene. Sein Archiv ist ein einzigartiges Beispiel kulturgeschichtlicher Dokumentation der Struktur und Geschichte einer Bewegung.

Die Bestand von literarischen, künstlerischen und politischen Archivmaterialien der neuen sozialen Bewegungen in Deutschland seit den 1960er Jahren umfasst Zeitungen und Zeitschriften, graue Literatur und Flugschriften sowie Dokumente wie Raubdrucke, Reader, Plakate, Flyer und grafische Darstellungen zur Alternativ- und Underground-Presse, zu alternativen Verlagen und Buchläden, zur Protestbewegung. Auch Teile der Privatsammlung von Henryk M. Broder, Bestände von Benno Käsmayrs MaroVerlag Augsburg oder Sammlungen von einzelnen Social Beat-Autor*innen sind dem Archiv in den letzten Jahren übertragen worden. Gleichzeitig verfügt das Archiv über eine Sammlung von Fotos, Video- und Tonkassetten.

Kontakt: anja.schwanhaeusser@uni-goettingen.de

 

Archive of Swiss Independent Periodical Publishing

Das Archive of Swiss Independent Periodical Publishing (ASIPP) vereint serielle Publikationsprojekte seit den 1960er Jahren mit Schwerpunkt Schweiz. Gesammelt werden Drucktechniken, Websites, Mailinglisten etc. Diese werden am Departemet für Kulturanalysen und Vermittlung der Zürcher Hochschule der Künste in Forschung und Lehre der Cultural Critique eingesetzt und einer interessierten und / oder forschenden Öffentlichkeit digital und physisch zugänglich gemacht.

Kontakt: asipp.contact@zhdk.ch

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Call

Das an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK angesiedelte Archiv «Archive of Swiss Independent Periodical Publishing ASIPP» soll mit diesem Call für diejenigen geöffnet werden, die mit persönlichen, politischen, sozialen oder künstlerischen Publikationen einen Beitrag zur Geschichte unabhängiger Magazinformate in der Schweiz leisten möchten. 

Was suchen wir?

Unabhängige serielle Publikationsprojekte seit den 1960er Jahren mit Schwerpunkt Schweiz (alle Drucktechniken, Webseiten, Mailinglisten, etc.).

Was wird damit passieren?

Die Publikationen werden in möglichst grosser Auswahl digital reproduziert, öffentlich zugänglich und findbar gemacht.

Die physischen Publikationen können an der ZHdK nach Vorabsprache eingesehen werden. 

In Zusammenarbeit mit dem Museum für Gestaltung Zürich soll der Erhalt fragiler und wertvoller Publikationen gesichert werden.

Wie übermitteln?

Die Publikationen können in der ZHdK vorbeigebracht, uns per E-Mail oder auf dem Postweg übermittelt werden (anfallende hohe Versandkosten können nach Vorabsprache übernommen werden).

Kontakt

Zürcher Hochschule der Künste
Departement für Kulturanalysen und Vermittlung / ASIPP
Pfingstweidstrasse 96 / PF
8031 Zürich
Schweiz

asipp.contact@zhdk.ch

 

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Ausstellung

20. Dezember 2019—2. Februar 2020
Eröffnung: Donnerstag, 19. Dezember, 19 Uhr
Kunsthalle Bern, Helvetiaplatz 1, 3005 Bern

Wir publizieren

Redaktion, Gestaltung, Produktion und Distribution unabhängiger Magazinformate in der Schweiz seit 1960

Die Ausstellung «Wir publizieren» ist ein gemeinsames Projekt des Fachbereichs Gestaltung und Kunst der Hochschule der Künste Bern HKB und des Departements Kunst und Design der Hochschule für Künste Bremen. Sie richtet den Blick auf unabhängige, kollektive Praktiken des Herausgebens, Vervielfältigens und Verteilens.

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Die Ausstellung gibt einen Einblick in das Archiv von bislang 500 Publikationen aus den Bereichen Kunst, Kultur, Politik und sozialen Bewegungen. Sie zeigt Magazine und Vertriebsstrukturen, den Stand der Forschung, erste Stichproben sowie die Arbeit mit der Sammlung, und fragt: Woran lässt sich das gesteigerte Interesse an Gedrucktem festmachen? Wie haben sich seit den 1960er Jahren Themen, Herangehensweisen, Ästhetik und Haltung bei dem unabhängigen Publizieren verändert – und warum?

Im Rahmen der Ausstellung findet eine Reihe öffentlicher Gespräche mit Gestalter*innen, Künstler*innen, Autor*innen und Herausgeber*innen der Publikationen in der Sammlung statt. Dabei werden Fragen nach Selbstorganisation, Rollenzuweisungen, Ausrichtung, Distribution, Finanzierung, Zusammenarbeit und Selbstermächtigung diskutiert. Die Termine werden unter Veranstaltungen laufend aktualisiert.

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Veranstaltungen

16.—17. Januar 2020
Kunsthalle Bern, Helvetiaplatz 1, 3005 Bern

Wir diskutieren

Tagung im Rahmen der Ausstellung «Wir publizieren»

«Am Schnittpunkt von Literatur, Kunst, Design, Technik, Recht, Politik und Wirtschaft wirkt eine Gemengelage von Praktiken, Prozessen und Institutionen, in der sich das kaum erforschte Phänomen des unabhängigen Publizierens bewegt.» (Gilbert 2019)

Die eineinhalbtägige Tagung «Wir diskutieren» zielt darauf ab, dieses Phänomen anhand von Vorträgen, Diskussionen und Interventionen zu erörtern. Dabei stellen wir uns unter anderem die folgenden Fragen: Wie lässt sich das Interesse an selbstorganisierten Publizieren als politische, soziale Praxis und den daraus entstandenen Artefakten begründen? Wie lassen sich diese meist komplexen und kollektiven Prozesse archivieren und zugleich zugänglich machen? Welche Ansprüche leiten sich daraus auf unser heutiges Verhalten ab? Und wie lassen sich diese vermitteln?

Die Tagung findet im Rahmen der Ausstellung «Wir publizieren – Redaktion, Gestaltung, Produktion und Distribution unabhängiger Magazinformate in der Schweiz seit 1960» (Kunsthalle Bern, 20. Dezember 2019 – 2. Februar 2020) statt. Die Teilnahme ist öffentlich und kostenlos. Die Beiträge werden auf Video aufgenommen und nach der Tagung auf dieser Website veröffentlicht. 
 

Donnerstag, 16. Januar 2020, 19—20.30 Uhr

Anti-Book: Crisis and Materiality in Political Self-Publishing


Vortrag von Nicholas Thoburn (Dozent für Soziologie, University of Manchester) mit anschliessender Diskussion (in Englisch).
Einführung: Andreas Vogel; Moderation: Lucie Kolb

This talk presents a communism of experimental self-publishing, a communism that shifts attention from the content of publishing to publishing’s many and various material forms. These experimental forms, I will argue, are traversed by crisis, wrought as they are from a social terrain coursing with hostile relations of gender, race, and class. The talk takes a «post-digital» approach to publishing, exploring experimental practice from the standpoint of a publishing landscape thoroughly transformed by digital technology and informed by the rich traditions of artists’ publishing. Developing arguments from my Anti-Book, the talk keeps examples of publishing practice at the foreground. It focuses in particular on an anonymously published book of tweets from the 2015 Baltimore uprising against racial terror.

Nicholas Thoburn is Senior Lecturer in sociology at the University of Manchester. He is author of «Anti-Book: On the Art and Politics of Radical Publishing» (2016) and «Deleuze, Marx and Politics» (2003), and co-editor of «Deleuze and Politics» (2008), «Objects and Materials» (2014), and Franco Berardi’s «After the Future» (2011). He has published on political theory, media aesthetics, social movements, and architecture, and is on the editorial board of the cultural studies journal «New Formations» (2019).

 

Freitag, 17. Januar 2020, 14—14.30 Uhr 

Irgendwie anders: Nötige Differenzierungen im Spannungsfeld von Anspruch und Wirklichkeit


Vortrag von Annette Gilbert (Literaturwissenschaftlerin, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) mit anschliessender Diskussion (in Deutsch).
Einführung, Moderation: Lucie Kolb

Häufig schwingt in Slogans wie «The Book as Democratic Multiple», «Publishing as Artistic Practice» oder «The Page as Alternative Space» die implizite Überzeugung mit, dass unabhängige, kollektive und/oder künstlerische Formen des Publizierens von der sonstigen Publikations-, Literatur- und Kunstpraxis so grundverschieden seien, dass sie befreiend, ja revolutionierend auf diese wirken könnten. Das Publizieren wird so nicht nur als Alternative zur Kunstwelt und zum Literaturbetrieb, sondern explizit auch als Alternative zu den gängigen Modellen des Buchhandels entworfen. Die Frage ist nicht nur, ob dieses Versprechen immer eingelöst werden kann, sondern auch, ob sich diese binäre Opposition überhaupt aufmachen lässt.

Annette Gilbert ist Literaturwissenschaftlerin mit besonderem Interesse an der Medialität und Materialität von Literatur, an Phänomenen im Grenzbereich von Kunst und Literatur und an den Veränderungen von Produktions-, Publikations- und Distributionspraktiken und Öffentlichkeit im postdigitalen Zeitalter. Jüngste Veröffentlichungen: «Im toten Winkel der Literatur. Grenzfälle literarischer Werkwerdung seit den 1950er Jahren» (2018); «Publishing as Artistic Practice» (2016, Hg.); «Unter dem Radar. Underground- und Selbstpublikationen 1965–1975» (2016, Hg. mit Jan-Frederik Bandel und Tania Prill).

 

Freitag, 17. Januar 2020, 14.30—15.30 Uhr

Archive des unabhängigen Publizierens


Roundtable mit Jan-Frederik Bandel (Archive of Independent Publishing Bremen AIP), Rolf Lindner (Archiv für Alternativkultur Berlin), Anja Schwanhäußer (Autorin) und Andreas Vogel (Leiter Fachbereich Gestaltung und Kunst, Hochschule der Künste Bern HKB) (in Deutsch).
Einführung, Moderation: Tania Prill

Drei Archive, die auf unterschiedliche Art miteinander verwoben sind: Das «Archive of Swiss Independent Periodical Publishing ASIPP» geht aus dem Buch- und Ausstellungsprojekt Projekt «Unter dem Radar» hervor, dessen Kern die Publikationen des «Archive of Independent Publishing AIP» bilden. Das AIP ist eine Sammlung deutscher und internationaler Underground- und Selbstpublikationen, die seit 2018 an der Hochschule für Künste Bremen beheimatet ist. «Stilrevolte Underground – Die Alternativkultur als Agent der Postmoderne» von Anja Schwanhäußer ist die erste Publikation einer AIP-Buchreihe bei dem Verlag Spector Books. Ausgangspunkt des Buchs ist das «Archiv für Alternativkultur». Dieser Nachlass des Literarischen Informationszentrums Josef Wintjes am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin ist ein Bestand von literarischen, künstlerischen und politischen Archivmaterialen der neuen sozialen Bewegungen in Deutschland seit den 1960er Jahren. 

Der Roundtable wird die These des Buches Stilrevolte Underground, die von einer Komplizenschaft zwischen Subkultur und postmodernem Kapitalismus ausgeht, diskutieren. Der Fokus liegt hierbei einerseits auf den Publikationen, die eine wichtige Rolle in der Konstituierung der Undergroundszene spielten, andererseits auf den Infrastrukturen und sozialen Orten, auf die das unabhängige Publizieren angewiesen ist. Inwiefern haben sich das kollaborative und kollektive Arbeiten und die Öffentlichkeit, die dadurch erzeugt wird, heute verändert? Und warum finden heutzutage immer noch Bezugnahmen auf den historischen Underground statt?

Jan-Frederik Bandel, geboren 1977, lebt als Lektor, Literaturwissenschaftler und Übersetzer in Leipzig. Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie in Hamburg und Baltimore, Promotion in Berlin. Seit 2012 Lehrbeauftragter an der Hochschule für Künste Bremen. Diverse Buchpublikationen, zuletzt «Unter dem Radar. Underground- und Selbstpublikationen 1965–1975» (2017, Hg. mit Annette Gilbert und Tania Prill).

Rolf Lindner, Prof. i.R. für Europäische Ethnologie, Humboldt-Universität zu Berlin. Er war Fellow am Kulturwissenschaftlichen Institut KUWI Essen, am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften Institut IFK Wien sowie am Labor Populäre Kulturen am Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaften ISEK der Universität Zürich. Monographien seit 2000: «Die Stunde der Cultural Studies» (2000); «Walks on the Wild Side. Eine Geschichte der Stadtforschung» (2004); «Die Entdeckung der Stadtkultur» (2007, Neuauflage Campus Bibliothek Klassiker); Berlin, absolute Stadt (2016).  

Anja Schwanhäußer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie an der Universität Göttingen. Sie publiziert zu den Themen Stadtethnologie, Underground und Feldforschung. Künstlerisch war sie an Off-Theatern tätig und initiierte die Gruppe «HorseArt». Zur Zeit erforscht sie die «little world» des Ponyhofs in der Berliner Vorstadt. Aktuelle Publikation: «Stilrevolte Underground: Applied Publishing Studies» (2019).

 

Freitag, 17. Januar 2020, 15.45—16.30 Uhr

Radical Publishing Practices Demand Radical Librarianship: Perspectives and Framing under the Disguise of Neutrality


Vortrag von Eva Weinmayr (Künstlerin, Forscherin und Dozentin) mit anschliessender Diskussion (in Englisch).
Einführung, Moderation: Lucie Kolb

The concept of the library seems to have gained much attention recently. On the one hand, we keep hearing about public library closures across the continent, on the other, we witness much energy and activism in the development and sustenance of shadow libraries, whether physical or online. After all, libraries are spaces that turn marketable goods into public goods. They provide free access to knowledge that would otherwise have to be purchased. However, libraries arguably are also disciplinary institutions. They determine what is validated and legitimised as relevant knowledge and secondly how this material is framed and represented in the catalogue, which as I will claim, constitutes itself a meaning-making structure. As library scholar Emily Drabinski points out, classification schemes «are socially produced and embedded structures, they are products of human labour that carry traces of all the intentional and unintentional racism, sexism, and classism of the workers who create them. It is not possible to do classification objectively. It is the nature of subject analysis to be subjective». Using the Library of Inclusions and Omissions as a starting point I will discuss the political nature of cataloguing and indexing and its implicit dilemma since each standard and category valorises some point of view and silences another.

Eva Weinmayr is an artist researcher and educator investigating the border crossings between contemporary art, radical education and institutional analysis by experimenting with modes of queer knowledge formation. She is co-founder of «AND Publishing», a feminist publishing platform and collaborative practice based in London and conducts currently a PhD in Artistic Practice on the Micropolitics of Publishing at Valand Academy, University of Gothenburg.

 

Freitag, 17. Januar 2020, 17—17.30 Uhr

Buchroutine


Vortrag von Tine Melzer (Dozentin, HKB) mit anschliessender Diskussion (in Deutsch).
Einführung, Moderation: Andreas Vogel

Tine Melzer spricht über ihrer Praxis als Autorin von autonomen Buchpublikationen. «Künstler sein bedeutet Publizist sein», sagte unlängst der niederländische Buchkünstler Jan Voss. Sie findet, er hat Recht.
Selbstermächtigung und Publikationspraxis gehören für sie zur künstlerischen Äusserung. Dabei sind Fragen nach der Kontrolle, des Publikums und der Übersetzung zentral. Sie nutzt die konventionelle Form des physischen, gedruckten Buches zur Materialisierung von Übergängen zwischen Text und Bild, Sagen und Zeigen, Denken und Meinen. Auch in der Lehre ermutigt sie dazu, gedruckte Fassungen von Werken zu erarbeiten, selbst wenn diese transdisziplinär, ephemeral, fragmentarisch oder unfertig sind. Deshalb bündelt Tine Melzer auch jedes Hochschulseminar zu abschliessenden Printpublikationen, von denen sie einige Beispiele zeigt.

Tine Melzer studierte Bildende Kunst und Philosophie in Amsterdam und wurde in England promoviert. Ihre Arbeit verbindet Sprachphilosophie mit visuellen Mitteln und autonomen Publikationsformaten. Sie ist Dozentin an der Hochschule der Künste in Bern, und forscht zum Aspektsehen in Bild, Text und transdisziplinärem Vokabular.

 

Freitag, 17. Januar 2020, 17.30—18 Uhr

Teaching Publishing


Vortrag von Urs Lehni (Grafikdesigner, Herausgeber und Leiter Bachelor Visuelle Kommunikation, HKB) und Olivier Lebrun (Grafikdesigner und Leiter Bachelor Graphic Design, Ecole nationale supérieure des beaux-arts de Lyon ENSBA) mit anschliessender Diskussion (in Englisch).
Einführung, Moderation: Robert Lzicar

Olivier Lebrun und Urs Lehni sind beide Grafiker, Verleger und involviert in Kunsthochschulen als Leiter eines Studiengangs. So liegt es nahe, dass sie in ihrer Lehre versuchen, diese Felder miteinander zu verknüpfen, um verschiedene Strategien zur Vermittlung von Publishing zu testen und alternative Modelle der Produktion und Diffusion von Inhalten zu etablieren. In ihrem Input werden sie einige Beispiele aus ihrer Lehre vorstellen, so z.B. das Magazin «Revue Initiales» (ENSBA Lyon), das Buch «Bernard Chadebec: Intrus Sympatiques» (Hochschule für Gestaltung Karlsruhe) oder die Publikations-Plattform «BookBoY» (HfG Karlsruhe). 

Olivier Lebrun produziert editoriale Projekte, die sich auf die Verbindungen zwischen Inhalt und Inhaltsträger konzentrieren. Er ist Autor von «Stolen Works of Art» (2010), dem Taschenbuch-Begleiter zu Büchern aus der Simpsons-Serie (Rollo Press, 2012, 2013, Gelbe Seiten, 2018) und «Bernard Chadebec, Intrus Sympathiques» mit Urs Lehni und Student*innen der HfG Karlsruhe (Rollo Press, 2016). Er koordiniert den Bachelor Graphic Design an der ENSBA Lyon (FR).

Urs Lehni arbeitet als Grafikdesigner in Zürich und leitet seit Sommer 2019 den Bachelor Visuelle Kommunikation an der HKB. Mit seinem Verlagsprojekt Rollo Press hat er seit 2008 ca. 60 Titel veröffentlicht und 2015 dafür den renommierten Jan-Tschichold-Preis des Bundesamtes für Kultur erhalten.

 

Freitag, 17. Januar 2020, 18.15—19 Uhr

Learning from Publishing


Roundtable mit Lucie Kolb (Künstlerin und Autorin), Tania Prill (Grafikdesignerin und Professorin für Typografie, HfK Bremen) und Robert Lzicar (Designer, Forscher und Leiter Master Design, HKB) (in Deutsch).
Einführung, Moderation: Andreas Vogel

Im Rahmen von «Wir publizieren» fanden diverse Lehrveranstaltungen an der HKB und an der HfK Bremen statt, bei denen die Student*innen auf unterschiedlichste Arten mit dem Archiv arbeiteten:
Unter dem Titel «Wir publizieren: Archivbesuche, Gastvorträge, Diskussionen» führte Lucie Kolb in die Geschichte des Selbstpublizierens ein; in der Y-Toolbox «Andere Öffentlichkeiten» untersuchte sie mit den Student*innen, wie unsere Sprache sich oft unbewusst an professionellen oder disziplinären Konventionen orientiert. Im Seminar «Wir publizieren … jetzt als Film …» verhandelten die Student*innen, angeleitet durch Asli Serbest und Tania Prill, die Relation der Medien Print und Film, produzierten andersartige Verbindungen, Geschichten und Übersetzungen zwischen den beiden Medien. Diese setzten sie anschliessend – im realen Raum – in Bewegung. In Robert Lzicars Seminar zur Geschichte der visuellen Kommunikation entwickelten die Student*innen Fragestellungen zu Inhalt, Form, Produktion und Vertrieb historischer Publikationen aus der Sammlung von «Wir publizieren». Sie recherchierten historische Daten, Fakten und Zusammenhänge und beantworteten ihre Fragen in Form einer Geschichte.

Basierend auf den Erfahrungen aus diesen Lehrveranstaltungen wird der Roundtable diskutieren, wie und was man aus der Auseinandersetzung mit Publizieren und Publiziertem lernen kann. Welche Potenziale haben Publikationsprojekte für die Ausbildung und Entwicklung von Studierenden? Wie können Selbstpublikationen beforscht werden? Der Roundtable möchte damit auch einen Beitrag zur Diskussion über den Charakter von Kunsthochschulen leisten, in der nicht nur Lerninhalte, sondern auch Fragen nach der Organisation, bzw. dem institutionellen Rahmen zur Debatte stehen.

Lucie Kolb ist Künstlerin, Autorin und Herausgeberin des Magazins «Brand-New-Life». Sie promovierte 2017 an der Akademie der bildenden Künste Wien zu künstlerischen publizistischen Strategien seit 1960 und forscht am Institut für Experimentelles Design und Medienkulturen Basel im vom Schweizerischen Nationalfonds SNF finanzierten Projekt «Institutions as a Way of Life» zum Erbe von Institutionskritik. Daneben publiziert sie regelmässig zu Self-Publishing, Ausbildung und Kunstkritik. Zuletzt erschien die Monographie «Studium, nicht Kritik» (2017).

Tania Prill ist Grafikdesignerin (Studio Tania Prill, Zürich) und leitet das HfK-Masterstudio «School of Visual Combinations». Jüngste Veröffentlichungen: «Unter dem Radar – Underground- und Selbstpublikationen 1965–1975» (2016, Hg. mit Annette Gilbert und Jan-Frederik Bandel), «Typografie als künstlerisches Ereignis» (2016, Hg. mit Michael Glasmeier), «MONEY» (2015, mit Alberto Vieceli und Sebastian Cremers). Tania Prill war Professorin für Kommunikationsdesign an der HfG Karlsruhe und ist seit 2010 Professorin für Typografie an der HfK Bremen, an der sie das AIP koordiniert.

Robert Lzicar ist Designer, Professor und Forscher. An der HKB unterrichtet er Designgeschichte, leitet den Master Design und koordiniert das Forschungsfeld «Design History». Er organisierte das Symposium «Mapping Graphic Design History in Switzerland» (2014), gab eine gleichnamige Publikation heraus (2016, Hg. mit Davide Fornari) und koordiniert das vom Programm Sinergia des Schweizerischen Nationalfonds SNF finanzierte Forschungsprojekt «Swiss Graphic Design and Typography Revisited» (seit Oktober 2016).

 

Freitag, 17. Januar 2020, 19 Uhr

Apéro

Videos

«Anti-Book: Crisis and Materiality in Political Self-Publishing»
Vortrag von Nicholas Thoburn (Dozent für Soziologie, University of Manchester)

«Archive des unabhängigen Publizierens»
Roundtable mit Jan-Frederik Bandel (AIP), Rolf Lindner (Archiv für Alternativkultur Berlin), Anja Schwanhäußer (Autorin) und Andreas Vogel (Leiter Fachbereich Gestaltung und Kunst, HKB), Moderation: Tania Prill

«Radical Publishing Practices Demand Radical Librarianship: Perspectives and Framing under the Disguise of Neutrality»
Vortrag von Eva Weinmayr (Künstlerin, Forscherin und Dozentin)

«Buchroutine»
Vortrag von Tine Melzer (Dozentin, HKB)

«Teaching Publishing»
Vortrag von Urs Lehni (Grafikdesigner, Herausgeber und Leiter Bachelor Visuelle Kommunikation, HKB) und Olivier Lebrun (Grafikdesigner und Leiter Bachelor Graphic Design, ENSBA Lyon).

«Learning from Publishing»
Roundtable mit Lucie Kolb (Künstlerin und Autorin), Tania Prill (Grafikdesignerin und Professorin für Typografie, HfK Bremen) und Robert Lzicar (Designer, Forscher und Leiter Master Design, HKB)

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20. Dezember 2019 — 2. Februar 2020
Kunsthalle Bern, Helvetiaplatz 1, 3005 Bern

Wir publizieren: Oral Histories

Im Rahmen der Ausstellung «Wir publizieren» findet eine Reihe öffentlicher Gespräche mit Gestalter*innen, Künstler*innen, Autor*innen und Herausgeber*innen der Publikationen in der Sammlung statt. Dabei werden Fragen nach Selbstorganisation, Rollenzuweisungen, Ausrichtung, Distribution, Finanzierung, Zusammenarbeit und Selbstermächtigung diskutiert. Die Termine werden hier laufend aktualisiert.

Samstag, 21. Dezember 2019, 11/12 Uhr

Gespräch mit Roland Fischbacher und David Basler («Strapazin»)
Gespräch mit Roland Fischbacher («Fabrikzeitung»)


Sonntag, 22. Dezember 2019, 15 Uhr

Gespräch mit Judith Welter («Brand-New-Life»)


Samstag, 28. Dezember 2019, 10/12/14/16 Uhr

Gespräch mit Flurina Rothenberger und Rahel Arnold («Nice»)
Gespräch mit Oliver Kielmayer («We Are The Artists»)
Gespräch mit Kaj Lehmann, Marc Schwegler, Remo Bitzi («zweikommasieben»)

Gespräch mit Wolfgang Bortlik («Alpenzeiger»)


Samstag, 18. Januar 2020, 14 Uhr

Gespräch mit Christoph Schuler («Stilett»)


Samstag, 25. Januar 2020, 11 Uhr

Gespräch mit Michael Hiltbrunner («Wiggerflut», «Romp», «Pablo Gerusa»).

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Seminare

«Für das Wissen, das mit dem Büchermachen und Verlegen verbunden ist, fehlt ein Ort, an dem es im Zusammenhang vermittelt wird. An Kunstakademien lehrt man die Gestaltung von Büchern; an Fachhochschulen für Buchhandel den Verkauf; in der Germanistik erfährt man, wie Texte zu editieren sind. Wo aber wird das Verlegen unterrichtet?»

Spector Books, «Applied Publishing Studies», Sitterwerk, 10.5.2014

 

– Andere Öffentlichkeiten

Lucie Kolb

Das Projekt «Wir publizieren» baut an der Hochschule der Künste Bern HKB eine Sammlung zu unabhängigem Publizieren auf. Darin finden sich Magazine von Jugendlichen, Künstler*innen, Bewegten, die sich durch die Suche nach einer Form auszeichnen, etwas ohne professionellen Filter auszudrücken und beim Verfassen von Inhalten nicht primär an Vermittlung, Übersetzung oder an eine spezifische Zielgruppe denken. So sind die Texte in Magazinen wie «Hofnachrichten», «Eisbrecher», «Art Power» und anderen formal eigenwillig und die Themenwahl manchmal überraschend. Was wir heute davon lernen können ist, zu erkennen, wie unsere Sprache in den Beschreibungen unserer Arbeit, in Essays, in Bewerbungen sich oft unbewusst an professionellen oder disziplinären Konventionen orientiert. Diese Konventionen sind geprägt von bestimmten Vorstellungen von Geschlecht, sozialer Schicht und ethnischem Hintergrund: Dadurch werden auch immer spezifische Ausschlüsse produziert. Durch Lektüre und Diskussion von Beiträgen in unabhängigen Publikationen und dem Verfassen eigener Texte, soll für solche Konventionen sensibilisiert und dazu ermutigt werden, Sprachen zu finden, die eine andere Sozialität herstellen können als die marktbestimmte Öffentlichkeit.
Die Y-Toolbox ist als Vorbereitung für die Ausstellung zum Thema «Wie publizieren» im Dezember 2019 in der Kunsthalle Bern konzipiert.

Hochschule der Künste Bern
Y-Toolbox
11.–15.11.2019

 

– Wir publizieren … jetzt als Film …

Tania Prill, Asli Serbest

Das Seminar wird die Relation der Medien Print und Film neu bestimmen. Es wird andersartige Verbindungen, Geschichten und Übersetzungen zwischen den beiden Medien produzieren und – im Raum – in Bewegung setzen. Ziel ist es, eine Reihe von Underground-Publikationen für die Schweizer Ausstellung medial zu transformieren. Das heisst, gedruckte, gezeichnete und gebundene Papierobjekte in bewegte Bilder zu übersetzen. 

Übersetzung meint dabei nicht nur das Zeigen und Archivieren von Originalen in Video-Kopien, sondern die Konfrontation beider Medien. Diese Konfrontation kann chaotisch, romantisch, geometrisch oder (un-)symmetrisch sein, sie enthält in jedem Fall die Sichtbarkeit beider Medien. Die Übersetzung setzt Publikation und Film in Beziehung, sie kann auch ausgeschlossene und verloren gegangene Ideen, Denk- und Wahrnehmungsweisen dazuholen. Sie kann Sprachen erfinden, hybride Konstellationen entwickeln und mit ungewöhnlichen Formationen experimentieren. Schliesslich wird die Übersetzung einen eigenen Raum produzieren – zwischen Magazin und Film, mit neuen und für neue Erzählweisen. Unser Seminar wird, obwohl es den konkreten Anlass der Berner Ausstellung im Blick hat, auch exemplarisch untersuchen, in welcher Art und Weise Bücher und gedruckte Publikationen in Ausstellungen kuratiert und gezeigt werden könnten. 

Hochschule für Künste Bremen
Seminar im Bachelor / Master Integriertes Design
6.4.–10.7.2019

 

– Wir publizieren. Archivbesuche, Gastvorträge, Diskussionen

Lucie Kolb

Im Fokus steht das gemeinsame, selbstorganisierte Publizieren von Magazinen. Ob in gedruckter Form oder digital, das Publizieren von Periodika ist immer eine kollektive Arbeit, denn es vereint unterschiedliche Kompetenzen wie Schreiben, Gestalten, Vertreiben und Herausgeben. Beim Publizieren wird nicht nur etwas öffentlich. Es bilden sich Gruppen, es werden Bande geknüpft, Freunde und Feinde geschaffen. Das Magazin ist somit nicht nur Ort für die Reproduktion von Bildern und Texten, sondern ein Ort der Produktion von Sozialem. Mit dieser Perspektive führt der Workshop in die Geschichte des Selbstpublizierens ein. Mit Schwerpunkt Bern schauen wir uns verschiedene Projekte an, die sich entschieden haben, ihre Inhalte selbst in Umlauf zu bringen. Dafür werden Exkursionen durchgeführt, wie bspw. der Besuch des Archivs der Kunsthalle Bern und der Schweizerischen Nationalbibliothek, in denen sich Dokumente des Nonkonformismus, der Fluxus- und der Anti-Psychiatrie-Bewegung finden. Wir sichten gemeinsam Beispiele, lesen und diskutieren – sprechen aber auch mit Personen, die heute selbst publizieren –, und fragen nach den Beweggründen und Visionen, die mit dieser Praxis verknüpft sind.

Hochschule der Künste Bern
Y-Toolbox
15.–18.4.2019

 

– Wir publizieren. Seminar in der Geschichte der visuellen Kommunikation

Robert Lzicar

Wir setzen uns mit Inhalt, Form, Produktion und Vertrieb historischer Publikationen aus der Sammlung von «Wir publizieren» auseinander. Dazu wählen Student*innen eine der Publikationen aus, recherchieren historische Daten, Fakten und Zusammenhänge, entwickeln aus ihrem Interesse eine Fragestellung. Sie beantworten diese in Form einer Geschichte und präsentieren sie als Beitrag zur Ausstellung in der Kunsthalle Bern in Wort und Bild. Bereichert wird dieser Prozess durch Inputs und Diskussionen mit Gästen aus der Projektgruppe, Expert*innen und Zeitzeug*innen. Der Workshop soll ausserdem dazu beitragen, heutige Formen von Selbstpublikationen kritisch zu überdenken und in einen grösseren historischen Zusammenhang einzuordnen, um so gestalterischer Nostalgie und unreflektierter Aneignung stilistischer Elemente entgegenzuwirken. 

Hochschule der Künste Bern
Seminar im Bachelor Visuelle Kommunikation
25.4.–6.6.2019

 

– Wir publizieren im Antichambre

Tania Prill, Paul Steinmann, Saskia van der Meer

Die Ausstellung «Wir publizieren», die in der Kunsthalle Bern eine Sammlung von unabhängigen, seriellen Publikationen mit dem Schwerpunkt Schweiz zeigt, wird begleitet durch die Inszenierung «Wir publizieren im Antichambre» im gleichnamigen Berner Off-Space. Die Inszenierung der Bremer Student*innen der Hochschule für Künste nimmt in filmischen Sequenzen transformierte Elemente der Berner Sammlung auf, simuliert den Prozess des Druckens und bietet vom 4.12.2019 bis zum 5.1.2020 Berührungspunkte mit Passant*innen in der Berner Innenstadt.

Hochschule für Künste Bremen
Seminar im Bachelor und Master Integriertes Design
10.10.2019.–5.1.2020

 

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Sammlung

Das an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK angesiedelte Archiv umfasst die Bereiche der Kunst, Kultur, Politik und der sozialen Bewegungen, ist aber nicht darauf beschränkt. Im Fokus stehen Projekte, die im Eigenauftrag entstehen, in denen soziale Bande geschaffen werden, Verbindungen, Räume hervorgebracht werden, die das Kollektive begünstigen.Wir wollen nicht nur Magazine, sondern auch Wissen über das Publizieren sammeln und verknüpfen, etwa zwischen Undergroundpublikationen, Magazinen von Künstler_innen, politischen Magazinen und post-digitalen Projekten. Unsere Sammlung beansprucht keine Vollständigkeit, sondern bildet den gegenwärtigen Stand unserer Recherche ab.

Die Magazine des “Archive of Swiss Independent Periodical Publishing ASIPP” werden an der ZHdK gelagert, digital reproduziert und konserviert. Die Aufgabe eines Archivs ist aber nicht passiv, sondern dynamisch. Das Archiv schafft Kontext. Zu archivieren heisst also nicht nur Objekte zu besorgen, sondern bestehende Verknüpfungen zu erhalten und neue herzustellen.

Weitere Magazine sind in der Schweiz im Schweizerischen Sozialarchiv, der Schweizerischen Nationalbibliothek, im Infoladen Kasama oder dem Infoladen Bern in der Reitschule einsehbar.

Wir sind dankbar für Hinweise, Korrekturen und Schenkungen: asipp.contact@zhdk.ch.

Eine vorläufige Liste unserer dem Archiv zugrundeliegenden Sammlung findet sich hier.

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Personen

Tania Prill (seit Apr. 2017)

ist eine international renommierte Kommunikationsdesignerin (Zürich/Bremen). Neben Auftragsarbeiten wie zuletzt etwa dem Corporate Design der Kieler Woche (2022) ist sie als Herausgeberin tätig und realisiert zudem eigeninitiierte Projekte, wie beispielsweise die Publikation MONEY (Edition Patrick Frey). Von 2004–2010 war sie Professorin für Kommunikationsdesign an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Seit 2010 ist sie Professorin für Typografie an der Hochschule für Künste Bremen. Dort steht seit 2018 das «Archive of Independent Publishing AIP» unter ihrer Leitung. Ihre Forschungsschwerpunkte und Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich des unabhängigen Publizierens, der Künstlerbücher, der kollaborativen Praxen im Design und im Bereich der Typografie.
taniaprill.com

 

Andreas Vogel (seit Apr. 2017)

ist Kunsthistoriker mit Promotion zum spätabsolutistischen Städtebau, Kurator, Kritiker, Text- und Kulturarbeiter. Tätigkeiten an verschiedenen Museen, darunter 1999/2000 als Kurator des Kunstvereins in Konstanz. Von 2001–2015 arbeitete er in verschiedenen Leitungsfunktionen an der F+F Schule für Kunst und Design in Zürich, ab 2011 als deren Rektor. Als Fachbereichsleiter Gestaltung und Kunst und Mitglied der Hochschulleitung war er von 2015–2021 an der HKB Hochschule der Künste Bern tätig. Seit 2021 ist er Direktor des Departements für Kulturanalysen und Vermittlung an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK und Mitglied der Hochschulleitung. Andreas Vogel war u.a. von 2006 bis 2014 Mitglied der Kunstkommission der Stadt Zürich, von 2013 bis 2018 Jurymitglied der Guggenheimstiftung und gehörte von 2016 bis 2022 dem Stiftungsrat der Berner Designstiftung an.
andreasvogel

 

Ehemalige:

Franziska Bauer (Jan. 2018 – Jan. 2019)

ist Grafikdesignerin, Künstlerin, Selbstverlegerin und gender-queer Aktivistin. Sie ist Teil des multimedialen Kunstkollektivs «ELAF», das im November 2018 in der Debatterie eine vierteilige Ausstellung von thealit/Bremen zum Thema «Absage» veranstaltete. ELAF ist Teil des «Dynamic Archive Project», das im Sommer 2019 startete. Franziska Bauer ist Mitherausgeberin, Autorin und Grafikdesignerin des jährlich erscheinenden, selbstveröffentlichten, queer-feministischen maga_zine «Purple Scare».
franziskabauer.de

Lukas Cvitak (Sep. 2019 – Jan. 2020)

studiert den Master Integriertes Design an der Hochschule für Künste Bremen. Er beschäftigt sich mit interdisziplinären Projekten und an der Schnittstelle zwischen Gestaltungsbereichen wie Bewegtbild, Grafik, Produkt und Rauminstallation.

Roland Fischbacher (Jun. 2019 – Jan. 2020)

absolvierte seine Ausbildung zum Visuellen Gestalter in Biel und Zürich. Als selbständiger Designer verfügt er über langjährige Erfahrung in der Gestaltung von Katalogen und Plakaten, u.a. für das Kulturzentrum Rote Fabrik Zürich, das Museum für Gestaltung, das Helmhaus und das Präsidialdepartement der Stadt Zürich. Er war in den 1980er Jahren Mitinitiant von Publikationen wie «Eisbrecher», «Subito» und «Fabrikzeitung». Zudem ist er Mitherausgeber der Comicpublikationen «Strapazin». Ab 1993 war er Dozent in Visueller Kommunikation an Hochschule Luzern im Department Design & Kunst HsLu, wo er ab 2002 auch den Studienbereich Graphic Design leitete. Er war zwischen September 2007 und Juli 2019 Studiengangsleiter Bachelor Visuelle Kommunikation an der Hochschule der Künste Bern HKB.
rolandfischbacher

Lucie Kolb (Nov. 2017 – Nov. 2021)

ist Künstlerin, Autorin und Herausgeberin des Magazins «Brand-New-Life». Sie promovierte 2017 an der Akademie der bildenden Künste Wien zu künstlerischen publizistischen Strategien seit 1960. Sie forscht am Institut für Experimentelles Design und Medienkulturen Basel IXDM im vom Schweizerischen Nationalfonds SNF finanzierten Projekt «Institutions as a Way of Life» zum Erbe von Institutionskritik und im Forschungsfeld «Design History» (HKB). Daneben publiziert sie regelmässig zu Self-Publishing, Ausbildung und Kunstkritik. Zuletzt erschien die Monographie «Studium, nicht Kritik» (transversal texts, 2017).
luciekolb.com

Lara Kothe (Sep. 2017 – Jun. 2023)

studierte Grafikdesign mit Schwerpunkt Editorial Design und Typografie in Hamburg. 2016 erschien die Publikation «Das Lethe-Kompendium» im Selbstverlag. In dieser trat sie sowohl als Herausgeberin als auch als Autorin, Künstlerin, Kuratorin und Grafikerin auf und widmete sich des Publizierens als künstlerische Praxis. Sie ist Associate Researcher im Forschungsprojekt «Swiss Graphic Design and Typography Revisited», Researcher im Forschungsfeld «Design History» (HKB) und Gastdozentin im Bachelor-Seminar Geschichte der visuellen Kommunikation (HKB). 2020 schloss sie den Master Design in der Vertiefung «Design Research» an der HKB mit der Forschungsarbeit «Anprangern, Abwandeln, Abschaffen – Das kritische Potenzial von Editorial Design» ab. 
larakothe.com

Robert Lzicar (Apr. 2017 – Jun. 2023)

ist Designer, Professor und Forscher. An der Hochschule der Künste Bern HKB unterrichtet er Designgeschichte, leitet den Master Design und koordiniert das Forschungsfeld «Design History». Er organisierte das Symposium «Mapping Graphic Design History in Switzerland» (2014), gab eine gleichnamige Publikation mit Davide Fornari heraus (Triest, 2016) und koordiniert das vom Programm «Sinergia» des Schweizerischen Nationalfonds SNF finanzierte Forschungsprojekt «Swiss Graphic Design and Typography Revisited» (seit Oktober 2016).
sgdtr.ch

Tine Melzer (Feb. 2018 – Jan. 2020)

hat in Amsterdam Bildende Kunst und Philosophie studiert, an der Rijksakademie van beeldende kunsten ein Atelierstipendium erhalten und in England promoviert. Sie verbindet Sprachphilosophie mit visuellen Mitteln und macht Bücher im Selbstverlag. 2004–2009 Dozentin an der Gerrit Rietveld Academie Amsterdam, regelmässig Ausstellungen und Publikationen im In- und Ausland. Seit 2014 Dozentin an der Hochschule der Künste Bern HKB (Y Institut, Gestaltung und Kunst: Fine Arts).
tinemelzer.eu

Daniela Mirabella (Feb. 2018 – Jan. 2020)

arbeitet als selbstständige Grafikerin im Atelier Mirabella-Morganti in Zürich, hauptsächlich für Kunden aus dem Kultur- und dem Bildungsbereich. Sie unterrichtet im Departement Design an der Zürcher Hochschule der Künste ZhdK und ist dort im Museum für Gestaltung in der Grafiksammlung tätig. Seit 2018 studiert sie die Vertiefung «Design Research» an der Hochschule der Künste Bern HKB im Master Design und ist Researcher im Forschungsfeld «Design History».
mirabella-morganti.ch

Rejane Salzmann (Jan. 2018 – Jan. 2019)

studierte an der Hochschule für Künste Bremen und der Gerrit Rietveld Academie Amsterdam. 2019 schloss sie ihren Master mit Schwerpunkt auf visuelle Kommunikation und Designforschung ab und arbeitet seitdem selbstständig als Designerin und im Bereich Filmproduktion in Berlin.

Studio Harris Blondman (Nov. 2018 – Jan. 2020 / seit Nov. 2023)

ist das Grafikdesignstudio von Harry Bloch und Joris Landman. Das schweizerisch-niederländische Studio verbindet klassisches Redaktions- und Designwissen mit New-Media-Expertise und kreativem Coding und arbeitet an der Spitze der grafischen Tradition und des digitalen Experiments.
harrisblondman.nl

Saskia van der Meer (Sep. 2019 – Jan. 2020)

hat an der Hochschule für Künste Bremen (HfK) den Master Integriertes Design mit Schwerpunkt Grafik und Bewegtbild studiert. Seit 2019 arbeitet sie als selbstständige Grafikdesignerin und unterrichtet im Bereich Integriertes Design an der HfK.
saskiavandermeer.de

 

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